Vormittags zur Akropolis, nachmittags ins Nationalmuseum, und am kommenden Tag sollte man sich Zeit dafür nehmen, das Leben auf der Straße der chaotischen Metropole zu entdecken. Um festzustellen, dass Athen gar nicht so unübersichtlich ist.
Fotos: Thierry Martin
Linda Graf ist beileibe nicht die einzige Westeuropäerin, die Griechenland zu ihrer zweiten Heimat gemacht hat. Allerdings lebt sie nicht in Athen, sondern am Ionischen Meer. In einem kleinen Dorf, in dem es mit Sicherheit noch Großfamilien, handarbeitende Hausmütterchen und mehrere Esel gibt. „Alles Quatsch“, behauptet Journalist Martin Pristl. Und räumt in seiner „Gebrauchsanweisung für Griechenland“ mit fast sämtlichen Klischees auf, die das Urlaubsland belasten.
Nicht einmal 1,4 Kinder bringt ein griechisches Ehepaar in seinem Leben zustande. Die in den touristischen Hochburgen angebotenen Spitzendeckchen sind „made in China“, und weil aktuelle Schätzungen davon ausgehen, dass es kaum mehr 10.000 Esel gibt, wird bereits über ein nationales Schutzprogramm für die grauen Vierbeiner nachgedacht. Über ein weiteres Vorurteil könnte der Reisebuchautor ebenfalls stundenlang den Kopf schütteln: Athen ist kein Dschungel. Zur Rushhour kann die Taxifahrt vom Flughafen ins Zentrum der Vier-Millionen-Einwohnerstadt zwar so lang dauern wie der eben zurückgelegte Flug von Luxemburg nach Athen, aber es gibt auch Tageszeiten, an denen man entspannt und ohne Atemprobleme über den Omóniaplatz schlendern und von Chaos keine Rede sein kann.