Mit Luxemburger Beteiligung entstand in der Antarktis die erste Polarstation, die ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Temperaturen von minus 50 Grad Celsius, hohe Windgeschwindigkeiten, die das Kälteempfinden noch verstärken, und Niederschläge fast nur in Form von Schnee. Dazu ein steiniger Untergrund, der nahezu ständig mit Eis bedeckt ist. Die Antarktis ist keine Gegend, die für dauerhaftes menschliches Leben prädestiniert scheint. Und doch findet man hier über 80 Forschungsstationen. Eine davon, die belgische Polarstation „Princesse Elisabeth“, wurde von 2007 bis 2008 vom luxemburgischen Bauunternehmen Prefalux errichtet.
Bei diesem Projekt handelte es sich um „eine große Premiere“, sagt Pascal Lecoq, Administrateur-Délégué von Prefalux. Denn diese Antarktisstation für rund 30 Bewohner wird „vollständig auf der Grundlage erneuerbarer Energien betrieben“, was aufgrund der schwierigen klimatischen Bedingungen keine Selbstverständlichkeit ist. „Es gab keine Modelle, denen wir folgen konnten“, so die Betreiber der Polarstation. „In einer Gegend, in der nur im kurzen Sommer von November bis März gebaut werden kann, ist Ausprobieren keine Option.“
„Wenn Spannungen auftreten, muss man rasch reagieren und Streit schnellstmöglich schlichten.“ Bewohner der Polarstation
Ehe mit der Herstellung der Bauelemente der Polarstation begonnen wurde, mussten also zahlreiche Berechnungen und Tests durchgeführt werden. So wurde in einem Labor ein Modell der Station Windgeschwindigkeiten bis zu 270 km/h ausgesetzt. Weitere besondere Herausforderungen waren die Wärmeisolierung und ein ausreichender Schutz vor Pulverschnee. Die Rumpfdicke durfte nämlich nur maximal 55 cm betragen, „um der Station genügend Lebensraum zu sichern“, sagt Lecoq.
Der Architekt Philippe Samyn entschied sich schließlich für eine Holzkonstruktion aus vorgefertigten Platten. Prefalux sollte die Baustruktur entwerfen, die Bauplatten entwickeln und herstellen sowie die Errichtung in der Antarktis übernehmen. Diese Aufgaben wurden „mit Enthusiasmus, aber auch mit einem Hauch von Besorgnis“ angenommen, so Lecoq. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Materialtests begann in den Prefalux-Werken in Luxemburg im Juni 2007 die Produktion der Module, wofür teilweise neue „Techniken und Sonderwerkzeuge entwickelt werden mussten“. Die erste vollständige Montage der Antarktisstation fand schließlich in Brüssel statt. Die dabei aufgetretenen Schwierigkeiten ermöglichten „Ungenauigkeiten der vorgefertigten Elemente zu korrigieren, die Hebewerkzeuge und die erforderlichen Gerüste anzupassen“, so Lecoq.

Extrembedingungen: Der Antransport der einzelnen Teile, sowie der Bau der Station selbst, stellt alle Arbeiter vor große Herausforderungen. (Foto: René Robert – International Polar Foundation)
Ende September wurde die Station wieder abgebaut, alle Teile sorgfältig nummeriert und vorsichtig in über hundert Containern ins südafrikanische Kapstadt gebracht. Von dort ging es zusammen mit Montagekränen, Baustellenfahrzeugen und Heizöl Richtung Antarktis. Nach der sechs Tage dauernden Entladung des Schiffes wurden die Container per Schlitten zu ihrem 180 Kilometer entferntem Zielort gezogen. Während zwei Monaten montierten sieben Mitarbeiter von Prefalux die vorgefertigten Module für die Polarstation. Rund 60 Personen, Handwerker, Ingenieure, Ärzte, Köche, Mechaniker und Bergführer waren während dieser Zeit in einem sogenannten Basiscamp mit Kantine und Krankenstation untergebracht. „Jedes Expeditionsmitglied verfügte über sein eigenes Zelt“, sagt Lecoq. Anfang März 2008 wurden die Arbeiten schließlich abgeschlossen, im November zogen die ersten Wissenschaftler ein.