Herr Ianni, wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, 12 europäische Kulturhauptstädte mit 12 Kompositionen zu vereinen?
Im Rahmen der letztjährigen Aktion „My Urban Piano“ hatte ich meiner Mutter zum Muttertag das Stück „Mama“ gewidmet. Und spielte es auf den in Luxemburg-Stadt aufgestellten Klavieren, wobei mich ein Freund filmte. Das Video stellte ich anschließend auf Facebook. Es wurde an einem einzigen Wochenende rund 25.000 Mal angeschaut. Dieser Erfolg spornte mich dazu an, ein größeres Projekt in Angriff zu nehmen.
Und so sind Sie in einen Zug gestiegen…
… um mir dort selbst zu begegnen. Für den Dreh des ersten Videos hat uns die CFL nicht nur einen Zug zur Verfügung gestellt, sondern sogar Gleis 1 frei gehalten, und zwar mehrere Stunden lang. „Train of Dreams“, das ich für Luxemburg-Stadt geschrieben habe, ist ein recht rasantes Stück, und wer genau hinhört, wird die Melodie der Luxemburger Nationalhymne heraushören. Was aber nicht heißt, dass ich in irgendeiner Weise politisch engagiert bin, so stolz ich auch bin, das Land Luxemburg im Ausland repräsentieren zu dürfen.
Die zweite Station Ihres Projekts hat Sie nach Esch/Alzette geführt, wo Sie Julie Schroell als Regisseurin und Brigitte Urhausen als Schauspielerin verpflichtet haben. Wie erklärt sich der Titel „Heartland“ für die Stadt, die 2022 den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ tragen wird?
Ich bin im Süden aufgewachsen. Ich liebe diese Region. Brigitte Urhausen kenne ich seit meiner Schulzeit im Jongelycée. Es verbindet mich unglaublich viel mit Esch/Alzette, der einzigen der 12 ausgesuchten europäischen Städte, die nicht bereits Kulturhauptstadt gewesen ist. Und deshalb wollte ich unbedingt dort ein Video drehen. Als eine Art Unterstützung für die Kandidatur (Anm. d. Red.: zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war die Entscheidung noch nicht gefallen), aber auch als Hommage.
Ist die Ballade „Heartland“ wegen dieser Verbundenheit weitaus ruhiger und gefühlvoller ausgefallen als die erste Komposition, die von einer gewissen Aufbruchsstimmung geprägt ist?
Genau. Das Stück erzählt von meinen Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend. Und natürlich von meinen Anfängen als Musiker. Ich habe mit neun Jahren begonnen, Klavier zu spielen. Kurze Zeit später habe ich erste Stücke komponiert.In „Heartland“ bringe ich meine Dankbarkeit über diese Jahre im „Minett“ musikalisch zum Ausdruck. Die Komposition bedeutet mir sehr viel.