Mobil, flexibel und unbesorgt? Der Foodtrucker gilt als Luftikus der Gastronomie-Szene. Dass sich hinter dem beliebten, scheinbar lockeren Trend ein echter Knochenjob verbirgt, verraten Nathalie Bretin und Guy Reding von der „Luxembourg Food Truck Association“.
Text: Françoise Stoll / Fotos: Luxfta, Tania Feller (Editpress), Philippe Reuter (1)
Auf Festivals und Konzerten ziehen sie die Menschen wie Magnete an. Nicht selten stehen die Kunden in einer fünfzig Meter langen Schlange, warten auf ihren Burger oder ihre Pizza. Nach drei Stunden Höchstbelastung heißt es dann Feierabend für das Küchenteam, könnte man meinen, doch der Schein trügt. „Die Arbeit im Truck ist nur die Spitze des Eisberges“, erklärt Nathalie Bretin, Vizepräsidenten der „Luxembourg Food Truck Association“, kurz „Luxfta“.
Der wahre Aufwand – Buchhaltung, Verwaltung, Vorbereitung, Reinigung, Desinfektion – findet vor und nach dem öffentlichen Auftritt statt. „Im Laster muss alles gründlich gesäubert werden, sogar die Decke“, verdeutlicht Nathalie. Sämtliche Lebensmittelreste, selbst die die im Kühlschrank gelagert werden, müssen entfernt werden. Aus hygienischen Gründen darf nichts über Nacht im Truck bleiben. Seit 23 Jahren ist sie in der Gastronomie tätig, führt gemeinsam mit ihrem Mann ein Restaurant. Die Tätigkeit im Brummi ist für sie vor allem eines: extrem.
„Die Arbeit im Truck ist nur die Spitze des Eisberges.“ Nathalie Bretin
Vergangenes Jahr habe sie auf dem „European Brussels Food Truck Festival“, mit drei weiteren Angestellten, 450 Portionen in zweieinhalb Stunden zubereitet und verteilt. Dabei seien sie eindeutig an ihrer Grenze angelangt. Abgesehen vom Zeitdruck haben sie bei jedem Einsatz mit Platzmangel, ungeduldigen Kunden und den Temperaturen zu kämpfen. „Im Winter steht man bei minus 15 Grad hinter der Theke, im Sommer bei plus 45“, gesteht sie lachend. Denn Küchengeräte, Herd und Co. heizen zusätzlich ein. Das weiß auch ihr Kollege Guy Reding.
Ein Foodtruck ist kein Schnellimbiss, sondern ein mobiles Restaurant.
Als „Pizzaguy“ schwitzt er täglich hinter dem Ofen. Mehr als ein Jahr experimentierte er mit über 80 Mehlsorten, um sein eigenes Pizzateig-Rezept zu optimieren. Danach dauerte es Monate, um jemanden zu finden, der das Produkt genauso herstellen konnte wie er, doch der Pizzaiolo hat es geschafft. „Es ist sehr schwierig Personal zu finden und zu binden“, gesteht der Kassenwart der „Luxfta“. Die meisten springen nach wenigen Probetagen ab, weil die erwartete Dolce Vita ausbleibt. „Mit acht Stunden pro Tag ist es nicht getan“, meint der 29-Jährige. Von wegen arbeiten, wann und wo man gerade Lust dazu hat. Überstunden, kaum Urlaubstage und stundenlanges Ausharren bei Wind und Wetter, das ist die Realität.