Mit diesem Slogan läuten die hauptstädtischen Theaterhäuser die kommende Spielzeit ein. Doch die Freude ist getrübt. Angesichts der steigenden Covid-19-Infektionen ist der Neustart im Herbst arg gefährdet.
Die Sitzreihen im Studio des GTVL sind abgebaut. Der Raum wirkt dadurch plötzlich riesengroß. Die Bühne ist einer Leinwand gewichen. Davor stehen lediglich zwei Sessel und ein kleiner Tisch. Früher war die Vorstellung einer neuen Spielzeit ein Must für alle Kulturschaffenden. Wie auch für die Presse. Dieses Jahr warten höchstens zwanzig Stühle auf keine Handvoll eingeladener Gäste und die Journalisten, die sich angemeldet haben. Jeder trägt selbstverständlich Mund- und Nasenschutz. Man grüßt sich verhalten. Kein Smalltalk. Die Lage ist ernst.
Tom Leick-Burns hingegen strahlt. Er freut sich auf den Herbst und vor allem darauf, dass endlich wieder live im GTVL und im Kapuzinertheater gespielt werden wird. Aber damit nicht genug. Während des Lockdowns wurde intensiv an möglichen Kooperationen gearbeitet und nach Lösungen für die kleinen Theaterhäuser gesucht, die wegen der sanitären Auflagen nicht in der Lage sind, den Betrieb wieder aufzunehmen. Der Aufwand und die Kosten wären zu hoch. Sharing lautet also das Zauberwort. Das Centaure, das TOL und das Kasemattentheater dürfen für Eigenproduktionen auf die Bühnen am Rondpoint Schuman und im Zentrum der Stadt zählen. Zudem ist der Mamer Kinneksbond mit im Boot. Dennoch ist nicht alles gut. Noch nicht.
Wie wichtig Solidarität und Eigenverantwortung sind, unterstreicht Bürgermeisterin Lydie Polfer wieder und immer wieder. Noch ist die Covid-19-Pandemie nicht Geschichte, und solange die Zahl der Neuinfektionen täglich steigt, ist so gut wie nichts sicher. Daher kann Tom Leick-Burns auch nicht mit Zuschauerzahlen jonglieren. Ob 150 Karten verkauft werden dürfen oder mehr, ob man einer Vorstellung mit Maske beiwohnen muss oder nicht, ob das Publikum überhaupt noch ins Theater zurückkommen will – niemand kann heute voraussehen, was in zwei oder drei Monaten sein wird. Eins steht hingegen fest: Für die neue Spielzeit hat man sich etwas einfallen lassen.
Ob 150 oder 500 Karten verkauft werden dürfen, ob man einer Vorstellung mit Maske beiwohnen muss oder nicht – niemand kann heute voraussehen, was in zwei oder drei Monaten sein wird.
Die Saison dauert länger (bis Mitte Juni). Tanzaufführungen werden voraussichtlich erst Ende des Jahres möglich sein. Eine erste Opernaufführung ist für Februar 2021 geplant. „Déi éischt sechs Méint stinn deemno haaptsächlech Theaterkreatiounen um Programm“, so Tom Leick-Burns. Er selbst wird – nach vielen Jahren – wieder zum Darsteller, und zwar in Marja-Leena Junkers Inszenierung von Henrik Ibsens Drama „Hedda Gabler“. Auch diesen Vorstellungen fiebert er entgegen. Was ihn hingegen traurig stimmt, ist die Tatsache, dass die Situation in Großbritannien nach wie vor sehr schwierig ist. „Vill ganz flott Projeten konnten dowengst net ageplangt ginn.“ Doch auch hierzulande kann von Optimismus keine Rede sein.
Als am 11. September 2001 die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York in Flammen standen, sprach man von Narben, die nie heilen könnten und die Amerikaner jeden Tag dazu zwingen würden, an das davor und das danach zu denken. Doch zumindest war die Rückkehr zu einem Normalzustand nach den Attentaten möglich. Die Corona-Pandemie scheint viel leid- und schmerzvoller zu sein, weil man das Virus (noch) nicht richtig einzuschätzen weiß und weil jeder es erwischen kann. Es passiert nicht anderen, es passiert uns, und daher kann man Lydie Polfer nicht böse sein, wenn sie betont, dass der Neustart der Theaterhäuser in unserer Hand liegt. Wir können das Ruder herumreißen. Zusammenhalt sei noch nie derart ausschlaggebend gewesen. Allerdings scheint es diesen Zusammenhalt zwischen den Ländern der Europäischen Union nur in guten Tagen zu geben. In schlechten Tagen werden erneut Grenzen geschlossen und über Quarantänen nachgedacht.

Theaterdirektor Tom Leick-Burns und Bürgermeisterin Lydie Polfer bei der diesjährigen Pressekonferenz.