Arnis ist eine philippinische Sportart, die bewaffnete und unbewaffnete Kampfkunst miteinander verbindet. In Luxemburg kann man in Foetz die Kunst dieser Kampfsportart erlernen.
Fotos: Philippe Reuter
Synchronität ist schwierig. Davon wissen nicht nur die Badenixen im Synchronschwimmen ein Liedchen zu singen. Sondern jeder, der schon mal versucht hat mit einer gewissen Menschengruppe, die exakt gleiche Bewegung durchzuführen, weiß wovon ich spreche. In der Kampfschule „Lapunti Arnis de Abanico“ gibt der Instruktor Anweisungen und fast perfekt synchron führen die knapp zwanzig Teilnehmer die Bewegung mit ihren Stöcken aus. Disziplin ist in Kampfkünsten eben nicht unwichtig, auch nicht beim Arnis.
Arnis, Kali oder Eskrima… ja, was denn nun? Alle drei sind Namen für ein und dieselbe Kampfkunst. „Es hängt alles davon ab, aus welcher Gegend der Philippinen die Kampfschule kommt“, weiß Raoul Giannuzzi, dessen Dojo in Foetz, in der vor 80er-Retrocharme sprühenden Industriezone liegt. Seit über 20 Jahren unterrichtet er in seiner Kampfschule diese philippinische Kampfkunst und entschlüsselt für uns den Begriff „Lapunti Arnis de Abanico“, dem sich seine Kampfschule verschrieben hat. „Der Stil, den wir hier unterrichten, ist traditionell, er wird als Abanico – was Fächer im Spanischen bedeutet – bezeichnet, vor allem weil der Stil sehr fließend ist“, erklärt Giannuzzi, der alleine schon wegen seiner Statur einen gewissen Respekt einflößt: Geschätzt locker über 100 Kilo Muskelmasse verteilt auf etwas über zwei Meter, dazu auch noch der zwölfte Dan in seiner Sportart. Mit ruhiger, leiser Stimme erklärt der Hüne noch den letzten Zusatz im Namen seiner Kampfschule: „Lapunti“, was eine Wortschöpfung für die geografische Gegend ist, aus der der Stil kommt. Da wären wir also: „Lapunti Arnis de Abanico“.
Der Fokus auf die Effizienz und das schnelle Erlernen kommt nicht von ungefähr.
Doch um was geht es beim Lapunti Arnis, einer „Filipino Martial Arts“? Prinzipiell ist es eine Art der Selbstverteidigung, bei der verschiedenste Schlagtechniken und Waffen zum Einsatz kommen. „Der Einsatz von einem oder zwei Stöcken im Training sind Mittel, um ein anderes Raumbewusstsein zu erlangen. Gleichzeitig sind sie perfekt, um Reflexe und Koordination zu trainieren und zu verfeinern. Schließlich arbeiten wir immer mit beiden Händen und das, obwohl viele Menschen nun mal mit einer Hand stärker sind“, erklärt der 56-jährige Giannuzzi, während im Trainingsraum um die zwanzig Kinder dabei sind, zu trainieren. „Kinder lernen sehr, sehr schnell, allerdings legen wir in unserem Stil sehr viel Wert darauf, dass jeder von Anfang an effizient ist. Eine Stunde reicht zum Beispiel aus, um zu verstehen, wie man in welcher Situation die richtigen Reflexe aufbaut.“ Mit zwei Trainingseinheiten pro Woche über eine Dauer von sechs bis neun Monaten hätte man sich dann genug Wissen angeeignet, um sich gegen jeden potenziellen Angriff effizient verteidigen zu können, versichert der „Gran Master“. Dieser Fokus auf die Effizienz und das schnelle Erlernen kommt nicht von ungefähr. Traditionell hatten Kämpfer auf den Philippinen im Laufe der Geschichte, in Zeiten von Kriegen und anhaltenden Konflikten, nicht ewig Zeit, um gute Kämpfer zu werden.