Für die einen ist Rasenmähen eine lästige Pflicht, für andere eine Berufung. Besessene wie Bob Koedinger haben ihren Rasenmäher zu ihrem Sportgerät umfunktioniert und drehen beim Rasicross ihre Runden.
Text: Nico Tedeschwilli / Fotos: Georges Noesen, Archiv Grashoppers Atertdall
Im schmucken Neubau, den Bob Koedinger mit seiner Lebenspartnerin Martine Medinger vor kurzem bezogen hat, ist im Untergeschoss eine geräumige Garage eingerichtet. Dort hat Bob, der als Schlosser bei Creos arbeitet, ausreichend Platz, um an den drei „Rasis“, wie Insider ihre Maschinen liebevoll nennen, herumzutüfteln. Hier treffen wir auch die Mitglieder des „Grashoppers Atertdall“. Noch müssen sich die meisten einige Tage gedulden, ehe sie Ende Mai in Perlé wieder ihre ersten Rennrunden auf heimischem Boden drehen dürfen. Zurzeit wird noch emsig an den Maschinen geschraubt und geschweißt.
Eine offizielle Trainingspiste haben sie nicht. Dafür müssen dann die Wiesen der Bauern in der Umgegend herhalten. Die Renngenehmigungen werden ihnen nur mit Auflagen erteilt. „Das nimmt man in Belgien viel lockerer. Da fährt man durch die Straßen der Ortschaften an der Kirche vorbei und niemand stört sich daran“, hadert Bob mit dem Luxemburger Amtsschimmel. Doch auch auf den heimischen Pisten wird mächtig Gas gegeben. „Im Rennen kämpft jeder für sich, da habe ich meistens ein Brett vor dem Kopf. Im Umfeld unterstützt aber jeder jeden und nachher trinken wir ein Bier zusammen.“
„Je verrückter man ist, umso schneller ist man.“Bob Koedinger
Vor fünfzehn Jahren, als Joé Stark, das hoffnungsvollste Nachwuchstalent des Vereins gerade geboren wurde, hat Bob durch einen Kollegen Rasicross für sich entdeckt. Zusammen mit seinem Bruder Mike hat er dann eine erste Rennmaschine zusammengebaut. Beim ersten Auftritt, einem Stundenrennen in Walsdorf, damals noch von der Landjugend organisiert, konnte er gut mithalten. Seither hat ihn das doch erschwingliche Hobby nicht mehr losgelassen. „Je verrückter man ist, umso schneller ist man“, erklärt uns Bob. Der Zwischenruf „Und du bist ein ganz Verrückter“ erntet viel Gelächter unter den anwesenden Grashoppers. Unter ihnen jede Menge Jugendliche, wobei auch das weibliche Geschlecht gut vertreten ist.
Die Damen haben keine Berührungsängste gegenüber ihrer männlichen Konkurrenz. „Unter dem Helm erkennt uns eh keiner“, flachst Jacky Fischbach. Die 28-jährige Küchenleiterin eines Internats in Ulflingen gehörte zum Service Team, der sogenannten „Béiercrew“, bevor sie es im letzten Jahr selbst wagte, Rennen zu fahren. Sie spielte früher Handball und Fußball in Düdelingen und fühlt sich wohl in der Familie der Rasicrosser. In der Hochsaison werden sie wieder zusammen in Belgien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz und sogar in England unterwegs sein. Martine Medinger schätzt die vielen Wochenenden im Rasi-Freundeskreis, der stetig anwächst. „Das ist immer wie ein kurzer Ferientrip“, schwärmt die 33-jährige Lehrerin. 2011 wollte sie nicht mehr nur zusehen und beschloss, auch Rennen zu fahren. „Nur am Anfang haben die männlichen Kollegen mich etwas verdutzt angeschaut, negativ geäußert hat sich bis jetzt aber keiner.“