„Was nix kostet, taugt auch nix“, sagt der Luxusbürger und liegt, wie fast immer, falsch: Klopf, klopf, vor der Tür steht nicht der Nihilismus, sondern der neue Ford Focus ST, ein Dampfhammer mit dem Preisschild einer Zahnbürste. „Façon de parler“, wir verstehen uns.
Fotos: Ford
Zwei Testwagen standen zur Auswahl. Erst der neue Ford Focus ST 2.0 EcoBoost Kombi (alias Clipper oder Wagon), in ST-exklusivem Stealth-Grau, nicht metallisiert, mit einer sehr knackigen manuellen Sechsgangschaltung, 250 PS und 360 Newtonmeter Drehmoment, auf optionalen 19-Zöllern durchs das katalanische Hinterland donnernd, und dann der ebenfalls brandneue 2.0 TDCi-Diesel, als klassischer Fünftürer mit „nur“ 185 PS, mit noch beeindruckenderen 400 Nm, die allerdings über ein eher schmales Drehzahlband von 2.000 bis 2.750 Umdrehungen verteilt sind. Letzterer war in spektakulärem, ebenfalls mattem „Race Red“ gehalten, und damit nicht ganz so außergewöhnlich wie der Tarnkappen-Graumann, jedoch um einiges einflussreicher auf die strapazierte Nackenmuskulatur der Passanten. Ob sich die zahlreichen Uniformierten wegen „Race Red“ (193 € Aufpreis) oder „Tangerine Scream“ (die Metallic-Farbe kostet stolze 1.160 € Aufschlag) die Hälse verrenkten, oder doch eher wegen dem grimmigen Gebrabbel aus den mit einander verschmolzenen, siebeneckigen Doppelendrohren, war weder ergründbar noch wirklich relevant. Es gab kein Knöllchen und auch keine Hand- oder gar Maulschellen von den „Geschwaderjungs“, den „Mossos d’Esquadra“ der autonomen Provinz, das war die Hauptsache.
Wir fingen mit dem Benziner an, obwohl dann am zweiten Testtag rein PS-technisch keine Steigerung mehr möglich war. Das Problem war eines von Angebot und Nachfrage, denn da die belgischen Kollegen früher gelandet waren als die Luxusbürger, hatten die beständig auf Steuertabellen schielenden „Rode Duivels“ alle Diesel bereits gekapert. Der Diesel ist nicht nur im Betrieb billiger, sondern auch das eigentliche Novum, denn einen Selbstzünder gab es in der ST-Reihe von Ford noch nie. Aber alles der Reihe nach.
Immerhin 140.000 ST-Versionen vom Focus hat die Marke aus Dearborn in 10 Jahren an vornehmlich den Mann gebracht, ein so genanntes „Hot Hatch“ für die nicht übermäßig gefüllte Brieftasche von ambitionierten Lenkradartisten, das ehedem, in der ersten Generation, von einem aufgeladenen 2,5-Liter-Duratec-Motor mit fünf Töpfen und 228 PS befeuert wurde und in der noch potenteren RS-Variante immerhin 305 PS leistete. Damit stieß er für einen reinen Vorderradantrieb an so etwas wie die Grenze des Machbaren. Aber Downsizing ist inzwischen ein nahezu magisches Schlagwort, also bringt Ford den Neuen sowohl mit einem Zweiliter-EcoBoost-Aggregat mit 250 PS und stellt dem Benziner auch noch einen Selbstzünder zur Seite, von dem der Hersteller nach eigener Einschätzung 45% aller Verkäufe erwartet.