Mit der US-Amerikanerin Kelsey Chambers haben sich die Frauen
des RSR Walfer eine erfahrene und schlagkräftige Linkshänderin geholt, die nicht nur spielerisch überzeugt, sondern auch den Teamgeist stärken soll.
Es ist Dienstagabend, kurz vor halb acht. Pünktlich und gut gelaunt kommt Kelsey Chambers zum verabredeten Interview in die Halle des Stade Prince Henri in Walfer. Ihre schwarze Schutzmaske will sie erst zum Fotoshooting abnehmen, obwohl die Tribüne menschenleer ist. „Das dürfen nur die wichtigen Menschen“, sagt sie und lacht. „Und ich bin nicht wichtig.“ Während sie spricht, sind vom Gesicht lediglich ihre Augen zu sehen, und diese strahlen zuversichtlich, optimistisch und sehr sympathisch.
Seit Beginn der Saison gehört die 26-jährige Amerikanerin zum Kader der ersten Damenmannschaft. Aufgrund der Pandemie wurden die Ligaspiele zwar ausgesetzt, trotzdem wird zweimal die Woche fleißig weitertrainiert, auch wenn die Motivation bei einigen ihrer Teamkolleginnen im Moment ein wenig nachgelassen hat, wie Trainer Ben Angelsberg später erklärt. Man kann es verstehen. Warum trainieren, wenn die Spiele am Wochenende ohnehin nicht stattfinden? Und wer weiß schon, ob es im Januar, wie eigentlich angedacht, wirklich weitergeht? Vielleicht fällt die gesamte Saison ins Wasser. Keine schöne Aussicht.
Für Kelsey Chambers kam die Pandemie zur rechten Zeit, auch wenn sie das nie so sagen würde. Doch ohne den Lockdown im Frühjahr würde sie wahrscheinlich nicht hier sitzen. Damals wollte sie eigentlich gerade zu ihrer Mutter nach Minnesota fliegen, gemeinsam mit ihrem Freund, dem luxemburgischen Volleyball-Nationalspieler Steve Weber. Wegen der Reisebeschränkungen durfte er allerdings nicht mitkommen. Also blieb auch sie in Luxemburg und überlegte, wie ihr Leben weitergehen sollte.
Seit sie denken kann, war Volleyball das Wichtigste für sie. Als Lehrerin an einer Schule trainierte ihre Mutter das Volleyballteam. Kelsey wuchs sozusagen in der Sporthalle auf. Im vierten Schuljahr begann sie dann selbst Volleyball zu spielen, zuerst in der Grundschule, später im Team der High School. Zusätzlich spielte sie drei Jahre lang in einem privaten Verein. Das war zwar teuer, ermöglichte ihr aber ein Sportstipendium am College in South Dakota, wo sie Sonderpädagogik studierte.