Sogar wenn die Wolken tief am Himmel hängen, ist ein Ausflug an die Mosel im Hochsommer eine gute Idee. Mit Kanurafts kann man die malerische Region nämlich entspannt aus einer ganz neuen Perspektive entdecken.
Text: Jil Baustert, Chrëscht Beneké (chrescht.beneke@revue.lu) / Fotos: Tania Feller /Editpress
Na dann, paddelt einfach los!“ Erny hat leicht reden, der Kanutouristiker ist familiär vorbelastet und sitzt von Kindesbeinen an in Kanus und Kajaks. Für die 12-jährige Mala und mich ist hingegen alles komplett neu. In Stadtbredimus weist uns Erny Klares in die wichtigsten Aspekte der Kanufahrt auf der Mosel ein, bevor er uns ins feuchte Element schiebt.
Eigentlich startet Ernys zehn Kilometer langer Moselklassiker ja in Remich, auf Wunsch kann man aber auch die verkürzte Route ab Stadtbredimus paddeln. Unser Betreuer achtet penibelst auf Sicherheit, weshalb wir auch auf der trägen Mosel Schwimmwesten und sogar wasserfeste Seglerhosen anziehen. Für viel Sicherheit sorgen auch die Kanurafts. Diese Luftboote sollen extrem kippsicher sein, oder zumindest weniger wackelig als klassische Kanus oder Kajaks. Zudem sind sie mit anfängerfreundlichen Spezialsitzen versehen. „Ein einmaliges Design, made by Erny“, wie der 55-Jährige stolz von seinem jahrelangen Rumtüfteln berichtet.
Das erste bisschen Herumpaddeln ist dann einfacher als nach diesen Ausführungen gedacht. Wir finden unseren ruhigen Rhythmus und paddeln gemächlich Erny und Malas Onkel, revue-Journalist Chrëscht Beneké, hinterher. Erny geht dabei sichtlich in seinem Beruf auf. Der Kanutouristiker arbeitet auch außerhalb der Gewässer als Touristenführer, in seine geführten Touren bindet er dann auch haufenweise Informationen über die Mosel mit ihrer Flora und Fauna ein. Grinsend zückt er zudem seine wasserfest eingeschweißte Karte mit den genauen Lagen der Weinberge in der Umgebung.
Das erste bisschen Herumpaddeln ist einfacher als gedacht.
Vor diesen Weinbergen türmt sich allerdings zuerst ein riesiges Ungetüm aus Stahl und Beton auf. Doch Erny lotst uns schnell durch die Schifffahrtsrinne auf die andere Seite einer Trennmauer, wo wir gemütlich auf die kleine Bootsschleuse zupaddeln können. Kurz am grünen Hebel gezogen, in die Schleusenkammer eingefahren und das Abenteuer beginnt. Der Wasserstand verringert sich relativ schnell, aber weit weniger spektakulär als erwartet, fast schon langweilig. Nur die immer höher aufragenden Wände erwecken das Gefühl, als wäre man in einem düsteren Gefängnis eingesperrt. Nach wenigen Minuten entschlüpfen wir der Schleuse aber schon auf der anderen Seite, nun vier Meter tiefer. „Immer schön links am Ufer entlang fahren“, warnt Erny als wir uns Richtung Mitte der Mosel schieben.
Es ist heute so wenig Schifffahrtsbetrieb, dass wir zwischendurch ganz vergessen, auf dem größten Fluss Luxemburgs und dem einzigen schiffbaren unterwegs zu sein. In der Fahrrinne haben wir mit unseren Schlauchbooten aber dennoch nichts verloren. Ohne Schiffe stören Mala und mich aber auch keine Wellen und wir quatschen unentwegt. Das Paddeln wird zur Nebensache, doch damit schwindet auch die Konzentration: Wir sind in einem wilden Zickzackkurs unterwegs und das angeblich unkippbare Kanuraft kippelt so bedenklich, dass wir mehrmals fast im Wasser landen. Nach einigen kurzen Schreckmomenten hören wir von weitem Malas Onkel rufen: „Irgendwann wollen wir auch ankommen, ihr beiden!“ Während wir das Plätschern des Wassers und die ganze Schönheit der luxemburgischen Weinregion aus neuer Perspektive auf uns wirken lassen, haben die geübten Paddler sich immer weiter entfernt.