Es ist eine Premiere, mit erstaunlichen Erfolgserlebnissen. Ganz nach dem Motto, dass jeder in der Lage ist, sich selber zu verteidigen, gibt es in Bereldingen den ersten Krav Maga-Selbstverteidigungskurs für Blinde und Sehbehinderte in Luxemburg.
„Komm, komm, komm! Hau rein!“, schreit der Trainer Renée an. Die 51-Jährige schlägt mit all ihren Kräften mit offenen Händen gegen das Schlagpolster. Die Hiebe werden immer intensiver und immer aggressiver. Plötzlich umklammert von hinten ein großer muskulöser Typ ihren Hals. Doch sie lässt sich nicht einschüchtern. Fast im Handumdrehen verpasst sie ihm einen Schlag mit dem Ellbogen, gefolgt von einem Knietritt und befreit sich so aus den Zwängen des Angreifers.
Renée nimmt gerade an einem Krav Maga-Kurs teil. Auf Hebräisch bedeutet das „Kontaktkampf“. Eine Selbstverteidigungsmethode die ursprünglich von der israelischen Armee und vom Mossad angewendet wurde.
„Es kann nicht schaden, wenn man sich ein bisschen besser verteidigen kann“, meint Renée. „Aber vor allem macht es unheimlich viel Spaß und hier kann ich mich so richtig austoben.“ Auf den ersten Blick unterscheidet sie nichts von andern Kursteilnehmern, wäre da nicht dieses besondere Merkmal, das ihrem Vorgehen eine ganz andere Dimension gibt. Die 51-Jährige ist blind.
Für Menschen mit einer Sehbehinderung und für Blinde ist der Zugang zu verschiedenen Sportarten nicht immer offensichtlich. Alain Brever von der „Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“
„Für Menschen mit einer Sehbehinderung und für Blinde ist der Zugang zu verschiedenen Sportarten nicht immer offensichtlich“, erklärt Alain Brever, Chargé de direction in der Abteilung „Berodung, Betreiung a Fräizäit“ der „Fondation Lëtzbuerger Blannevereenegung“. „Es war uns schon bewusst, dass eine solche sportliche Tätigkeit nicht einfach umzusetzen ist.“

Trainer Marc Stoltz
Trotzdem gelingt es ihm, Marc Stoltz für sein Projekt zu begeistern. Er ist Inhaber eines Krav-Maga-Center in Bereldingen. Doch Menschen ein Kampfsport ohne Sehen und ohne Blickkontakt beizubringen, war auch für den diplomierten Trainer eine neue Herausforderung. „Wir haben zuerst an einer Ausbildung bei der „Fondation Lëtzebuerger Blannevereenegung“ teilgenommen, um zu begreifen, wie man überhaupt mit Sehbehinderten und Blinden arbeitet“, erklärt Marc. „Beim Krav Maga trainieren wir auch mit verbundenen Augen, um uns im Dunkeln verteidigen zu können Wir haben diese Methode angewandt, um zu testen, ob die verschiedenen Techniken überhaupt in der Form möglich sind. Und es hat funktioniert.“