Mercedes-Benz CLA 220 CDI Shooting Brake
Mercedes-Benz ist im Aufbruch, spült einen Nischen-Benz nach dem anderen auf den Markt und verfügt inzwischen über ein geradezu schwindelerregendes Portfolio. Die Namensgebung wurde kielgeholt, aus dem GLK wurde ein GLC, es gibt jetzt einen Mercedes GLE und ein GLE Coupé, ein GLS auf S-Klasse-Basis soll zum Jahresende folgen. Aus dem klassischen CDI-Kürzel für Daimlers Dieselmodelle wurde bekanntlich inzwischen ein kleines „d“ und die AMG heißen nicht mehr Mercedes-Benz Dadada AMG, sondern Mercedes-AMG Dadada…
Fotos: Mercedes-Benz
Am Anfang war der Kassensturz: Mit 12.490 € an Sonderausstattungen kamen wir auf einen Endpreis von 49.690 €, allerhand für diesen kleinen, bis auf Intensivstations-Niveau gestylten Benz, diese Taschenausgabe der Erfolgsstory namens CLS alias „die Banane“.
Der Tankinhalt beträgt 50 Liter, die Masse 2.555 kg mit 495 kg Zuladung, die 4Matic-Modelle verfügen über eine 56 Liter fassenden Tank und bringen zirka 60 Kilo mehr auf die Waage. Ein Kombi solle es sein, aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben: Das ist hier keine Lasteselversion des CLA, sondern ein Lifestyle-Statement mit kaum gesteigertem Nutzwert gegenüber dem Coupé.
Er ist ein „Kombi“ für all jene, die eigentlich keinen Kombi haben und auch nicht in einem gesehen werden wollen.
Auf Seiten der Sonderausstattungen befanden sich eine Lackierung in Polarsilber für 2.057 €, eine Rückfahrkamera für 369 €, ein aktiver Parkassistent für 790 €, das unumgängliche Comand Online (2.293 €), Bi-Xenon-Scheinwerfer (989 €), eine Sitzbeheizung vorne (339 €), ein Licht-/Sichtpaket für 445 € und schließlich die AMG Line für 2.515 €. In der AMG Line enthalten sind ein tiefer gelegtes Sportfahrwerk (vorne um 15 mm, hinten um 10 mm), verchromte Auspuffblenden, gelochte Bremsscheiben vorne mit einem Mercedes-Benz-Schriftzug auf dem Bremssattel, 18 Zoll große Alufelgen im fünffachen Doppelspeichen-Design… Immerhin gibt die offizielle Broschüre zum Thema Sportfahrwerk zu verstehen, dass man jetzt „ohne größere Komforteinbußen“ – will heißen sehr wohl mit Komforteinbußen – unterwegs sein wird. Zur Serienausstattung gehört in allen außer dem kleinsten CLA 180er Einstiegmodell die siebengängige Doppelscheibenkupplung DCT-7 mit Schaltwippen und einem Start-Stopp-System.
Der Mercedes-Benz CLA Shooting Brake wiegt etwa 30 Kilo mehr als der normale CLA, die Preise des Coupés reichen von 27.900 Euro (CLA 180 u. CLA 180 BlueEfficiency Edition) bis 55.500 Euro für den CLA 45 AMG 4Matic, beim Shooting Brake mit dem coupéhaft nach hinten abfallenden Dach reichen sie von 28.500 € bis 56.100 € für dieselben Modelle, der Aufpreis beträgt also nur rund 600 Euro. Das ist wahrlich nicht die Welt, aber sollte man diesen Zusatz überhaupt berappen wollen?
Der vom Bug bis zur B-Säule absolut identische Shooting Brake bietet ein ganz klein wenig mehr Kopffreit im Fond als das Coupé, für die Beine bleibt wie im Coupé nur sehr wenig Strampelraum. Der Kofferraum seinerseits hat schlappe 20 Liter zugelegt, auch das kann also nicht den Mehrwert gegenüber dem Coupé erbringen. Die muskulöse 3D-Grafik in Ehren, aber die Flanke des CLA ist für meinen Geschmack etwas zu sehr mit geschwungenen Seitenlinien tapeziert und die sich zur Wagenmitte hinziehenden Heckleuchten behindern das Beladen des Kofferraums völlig unnötig, indem sie die ohnehin zu hoch angesetzte Ladeluke zu allem Überdruss auch noch arg verschmälern. Dank der großen Türen ist der Einstieg in die zweite Reihe bequem und einfach zu bewerkstelligen, allerdings wurde die Sicht hinten raus ohne viel Federlesens auf dem Altar der Verpflichtungen gegenüber dem Lifestyle geopfert, das versteht sich ja von selbst. Als Trost gibt es die absolut vitale Rückfahrkamera dann ja umsonst. Oh, pardon, ich habe mich versehen, sie ist gar nicht gratis sondern kostet 369 Euro Aufpreis. Wer nur Geld für eine einzige Sonderausstattung übrig behält, der sollte hinter diesem Posten sein Kreuzchen machen.