Brettspiele aus dem Automaten holen und danach ab zum Knobeln oder Puzzeln: „De Klenge Spillbuttek“ macht das möglich.
Ein alter Zigarettenautomat, bestückt mit sechs Mini-Spielen. Wahlweise knobeln, würfeln oder puzzeln zum Mitnehmen. Die Idee für „De Klenge Spillbuttek” geht zurück auf die Zeit, als das Rauchen in den Cafés hierzulande verboten wurde. Das war 2014. „Damals hatte die Horesca die Idee, die Gäste mit Spielen zum Verweilen in den Gaststätten zu animieren.“ Zusammen mit Jens Merkl entwickelte Jean-Claude Pellin ein Kartenspiel, das sie in einem alten Zigarettenautomaten unterbringen wollten. „Als ich derartige Automaten mit Ersatzfahrradschläuchen gesehen habe, erkundigte ich mich nach dem Hersteller und bestellte mir einen, speziell ausgelegt für kleine Spiele“, so Jean-Claude Pellin.
Doch das war erst der Anfang, musste doch nun auch noch der passende Look her. „De Klenge Spillbuttek“ sollte seinen Wurzeln treu bleiben. „Da es sich um einen alten Zigarettenautomaten handelte, war ja klar, dass er auch später so aussehen sollte“, so Pellin. Er kontaktierte Alain Welter. Der Streetart-Künstler, eher für seine großformatigen Illustrationen in Kohler und Differdingen bekannt, hatte vor ein paar Jahren ein gigantisches Hüpfspiel für die Rotondes erschaffen, an dessen Konzeption Jean-Claude Pellin ebenfalls beteiligt war. Schlicht, aber mit großem Wiedererkennungswert: Der Look des Spieleautomaten stand schnell fest.
Kommen wir zum Inhalt des eher ungewöhnlichen Automaten. Da der ziemlich klein ist, mussten Spiele im passenden Format anfertigt werden. „Zur Idee des alten Looks passte auch der Einfall, den alten luxemburgischen Spieleverlag Ludolux aus den 90ern wiederzubeleben”, so Jean-Claude Pellin. Damals hatte Jacques Grigioni drei Spiele produziert und herausgegeben. In Erinnerung sind neben „Luxopolis“ besonders „De Ramplassang“ und „ParkKing“ geblieben, die damals von Roger Leiner illustriert wurden. „Ich habe herausgefunden, dass Jacques Grigioni und ich im selben Ort und sogar in derselben Straße wohnen. Er war sofort begeistert, den Spieleverlag Ludolux wieder aufleben zu lassen, wenngleich er nicht in das Projekt involviert ist“, erzählt Pellin weiter.
Für die Aufgaben im Verlag hat er sich dann auch noch die Mitarbeit von Dennis Kirps gesichert. Beide sind in der Spieleszene Luxemburgs äußerst aktiv und haben gemeinsam auch schon mehrere Spiele bei ausländischen Verlagen veröffentlicht. Und es gab viel zu tun. Sie mussten eine Auswahl der Spiele treffen, die Lizenzrechte besorgen, die Spielregeln übersetzen und neu formulieren, sich um die Produktion kümmern und eine Grafikerin damit beauftragen, sämtliche Illustrationen auf das neue Format anzupassen.
Dennis Kirps kam auf die Idee, neben drei Spielen auch zwei Puzzles und einen zusammensteckbaren Würfelteller für unterwegs anzubieten. Er kontaktierte die ungarische Firma Laserox, die unter anderem Holzaccessoires in hoher Qualität für Brettspielfans anfertigt. „Deshalb haben wir uns entschieden, unsere Puzzles nicht auf Pappe, sondern auf Holz drucken zu lassen“, erläutert er. So sind sehr hochwertige Puzzles entstanden, für deren Zusammensetzung man gut eine Stunde braucht. „Die Bilder für die Puzzles stammen von Joé Schweich, einem Freund, der im Makrobereich Insekten fotografiert“, ergänzt Jean-Claude Pellin. Auch die drei Spiele im Automaten „Flip Hop“, „Up & Down“ und „What’s Up“ tragen nun das aufgefrischte Ludolux-Logo.
Jean-Claude Pellin und Dennis Kirps können sich gut vorstellen, die Serie später zu erweitern. Entweder durch zusätzliche Puzzles, vielleicht einem Revival von „ParkKing“ oder aber durch Spiele, die man sofort im öffentlichen Raum benutzen kann. Etwa Murmel-, Kreide- oder Gummibandspiele, mit Spieleanleitungen natürlich.
Bleibt wohl nur noch die Frage, wo man die Automaten findet: Denn ja, richtig gelesen. Es handelt sich dabei nicht nur um einen, sondern gleich vier. Aber der Reihe nach. Der erste befindet sich in der Hauptstadt. Im Innenhof der ehemaligen Nationalbibliothek. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „D’Stad liest“, das wiederum ein Teil des Programms „D’ Stadt lieft“ ist, ist „De Klenge Spillbuttek“ Teil des Unterhaltungsprogramms der Stadt Luxemburg.
Wie es dazu kam? „Wir trafen uns mit dem Spieleautor Jean-Claude Pellin, um uns über ein zukünftiges Projekt zu unterhalten, als dieser uns auch seinen umgebauten Zigarettenautomaten zeigte. Das Interesse, ihn im Sommer mit dabei zu haben, war geweckt“, so Francesca Motter vom Service Espace Public, Fêtes et Marchés der Stadt Luxemburg. Noch bis zum 12. September, täglich (außer montags), von 11 bis 18 Uhr und während der Abendveranstaltungen, können Neugierige sich Spiele aus „De Klenge Spillbuttek“ ziehen. Danach soll er bei den Rotonden in Bonneweg ein Zuhause finden.
Mit dem Spillbuttek wollen wir das Gemeindeleben fördern.
Marc Bissen, Präsident der Jugendkommission der Gemeinde Kehlen.
Auch die Gemeinde Kehlen ist vom Konzept überzeugt: „Mit den Spieleautomaten wollen wir das Gesellschaftsspiel und das Gemeindeleben wieder aufleben lassen“, so Marc Bissen, Schöffe und Präsident der Jugendkommission der Gemeinde. In Kehlen, Keispelt und Olm sollen die Geräte stehen. Und einem gesellschaftlichen Aspekt zugutekommen: „Wir wollen das Miteinander der Einwohner unserer Gemeinde fördern. Im digitalen Bereich gibt es ja schon so viele Projekte, wir wollten etwas anbieten, das die Menschen in der realen Welt zusammenbringt.“
Aus diesem Grund organisiert die Gemeinde auch regelmäßig Spieleabende, an denen jeder vorbeischauen kann, so der Schöffe weiter. Aber zurück zu „De Klenge Spillbuttek“: Im Gegensatz zu jenen in der Hauptstadt sind diese rund um die Uhr erreichbar. Ein weiterer Vorteil ist die Beweglichkeit der Automaten. Ganz nach Belieben können die Geräte etwa bei Veranstaltungsorten auf- und später wieder abgebaut und anderswo installiert werden. Zu finden sind sie in einer ersten Phase in Olm beim Précoce (12A, Bvd Robert Schuman), in Keispelt (22, rue de Kehlen) und in Kehlen (2A, rue de Nospelt).
Text: Lol Margue/Cheryl Cadamuro
Fotos: Chrëscht Kruchten, Lol Margue,
Jean-Claude Pellin