Obwohl Lyndon Sosa im letzten Jahr bei der Weltmeisterschaften im spanischen Granada Platz sechs belegte, ist er beim breiten Publikum eher unbekannt. Höchste Zeit also den 22-jährigen Trapschießer aus Kayl besser kennen zu lernen. (Text: Nico Tedeschwilli (revue@revue.lu) / Fotos: Alain Rischard/Editpress, Privat-Archiv)
22 Jahre hatte der Luxemburger Rekord von Michel Think mit 121 Tauben Bestand, bevor Lyndon Sosa diesen bei der Weltmeisterschaft in Granada auf 123 Tauben verbessert. Der Mathematikstudent erreicht mit dieser Leistung das Finale und wird am Ende Sechster. Für die direkte Qualifikation zu den olympischen Sommerspielen 2016 in Rio reichte es noch nicht. Dieses Ziel hat der Schütze des CTFS Differdingen in diesem Jahr aber fest im Visier.
Lyndon ist zwölf, als sein Vater ihn zum Schießstand nach Kayl, zum Training mitnimmt. Zu Beginn ist erst einmal das Schiessen mit dem Luftgewehr angesagt. Unter Aufsicht und aufgelegt versteht sich, denn alleine kann der Knirps die geliehene Waffe noch nicht halten. Nach seinem Wechsel nach Rümelingen kommt er erstmals mit der meist orangefarbigen Tonscheibe in Kontakt. „Da habe ich Blut geleckt und wollte unbedingt Trapschießer werden“ erinnert sich Lyndon. Später wechselt er nach Differdingen und der damalige Nationaltrainer Armand Dousemont wird auf den talentierten Schützen aufmerksam. Im Kader trifft Lyndon auf eine Reihe Gleichaltriger. Man setzt sich gegenseitig unter Druck und die Konkurrenzsituation treibt alle Beteiligten zu ansprechenden Leistungen an. Im Laufe der Zeit scheiden einige studienhalber oder mangels guter Resultate aus dem Kader aus. Heute hat er mit Marc Miny, dem amtierenden Landesmeister, nur mehr einen einzigen Weggefährten. „Nach mir ist leider kein Jugendlicher mehr in den Kader nachgerückt, die Tendenz geht eher nach unten als nach oben“, bedauert Lyndon Sosa die augenblickliche Situation im Schießsport.
„Da habe ich Blut geleckt und wollte unbedingt Trapschießer werden.“ Lyndon Sosa
Er für seinen Teil sieht sich aber gut umrahmt. Immer noch unterstützt von seinem Vater Rick, der ihm stets mit Rat und Tat zur Seite steht. „Lyndon ist ein ruhiger aber lebensfroher Mensch. Er ist ehrgeizig, zielstrebig und genießt auch gerne sein Leben“ so Rick Sosa, der in El Paso, Texas, geboren wurde. Im Alter von 22 Monaten, nach der Trennung seiner Eltern, landete er mit seiner Mutter in deren Heimat Luxemburg. Sosa Senior mag zudem den schwarzen Humor seines Sohnes.
Seitens des COSL genießt Sosa eine angemessene finanzielle Unterstützung für seinen ziemlich teuren Sport. Für Ausrüstung, Gewehr, Weste, Brille und Schuhe kommen schnell Kosten von 4.000 Euro zusammen. Nicht zu unterschätzen sind aber die hohen Nebenkosten. Tontauben und Munition schlagen mit etwa 200 Euro pro Woche zu Buche. Da kommt die Börse von 5.000 Euro, die ihm als Elitekadersportler pro Jahr zusteht, gerade recht. Außerdem entlastet dies das Portemonnaie des Vaters.
Nicht ganz so rosig sieht die Situation in puncto Trainingsmöglichkeiten aus. „In Italien und den anderen führenden Schießsportnationen kann man täglich trainieren. Wir schränken uns hier selbst ein, indem wir uns an die festgeschriebenen Öffnungszeiten der Schießstände halten müssen“, bedauert der ehrgeizige Schütze. Voll des Lobes ist er allerdings über Nationaltrainer Frank Best: „In den zwei Jahren wo er jetzt hier ist, haben wir gelernt, richtig fürs Trapschießen zu trainieren. Er hat uns gezeigt, wie man sich vorbereitet, eine Saison plant und sehr wichtig, die Fehler des Gegners ausmacht.“