Den Namen sollte man sich merken: Larisa Faber. Die junge Schauspielerin hat nicht nur jede Menge Charme, Mut und Humor, sondern auch Talent für drei.
Erfrischend ist das richtige Wort. Steht Larisa Faber auf der Bühne, hat der Zuschauer dieses ganz besondere und leider recht seltene Gefühl, dass etwas anders ist als gewohnt. Der Raum wirkt größer, die Atmosphäre leichter, die Sprache beschwingt. Man hält den Atem an und staunt. Über die Natürlichkeit, mit welcher die 28-Jährige ihre Rollen spielt. Über das Selbstbewusstsein, mit welchem sie erfahrenen Darstellern – wie beispielsweise Marc Olinger und Philippe Noesen in „De Wollef kënnt heem“ – Paroli bietet. Und selbstverständlich auch über ihre Ausstrahlung.
Larisa Faber hat das gewisse Etwas, das große Schauspielerinnen ausmacht, und musste sich dafür keinem harten Training unterziehen, sondern ist ein Naturtalent. „Ech si schonn als Kand mat menger Mamm an d’Oper an an den Theater gaang“, erklärt sie ihr frühes Interesse an Kultur. Später wird sie Mitglied der Schülertheatergruppe des Echternacher Gymnasiums, studiert nach dem Abitur Filmwissenschaft und spricht im Nachhinein im Londoner Drama Centre vor. Eine mutige Entscheidung, denn von den vielen Sprachen, die sie als Tochter einer rumänischen Mutter und eines luxemburgischen Vaters, die zu Hause Französisch miteinander reden, beherrscht, ist Englisch zwar nicht schwierig, aber dennoch eine Fremdsprache. Den Master schafft sie trotzdem mit links. 2009 kehrt Larisa Faber schließlich ins Großherzogtum zurück. Ihren Kindheitstraum, Tänzerin zu werden, hat sie inzwischen aufgegeben. „Ech hu mech beim Danzen ni wierklech wuel a menger Haut gefillt.“ Was man ihr bei David Goldrakes wundervollem Projekt „Dracula“, ihrem ersten „großen“ Engagement, so gar nicht anmerkt.
Larisa Faber hat das gewisse Etwas, das große Schauspielerinnen ausmacht
„Produktiounen, déi op si fir méi wéi eng Disziplin, hunn ech immens gär“, so die experimentierfreudige Schauspielerin. Und so schlüpft sie im Kindertheaterstück „Frrrups“, einer Auftragsarbeit des Traffo-CarréRotondes, in die Haut mehrerer Figuren, spielt den fressgierigen Wolf genauso überzeugend wie die rachsüchtige Ziegenmutter und ihre unvorsichtigen Geißenkinder. Auch die Maskénada-Produktion „Fräulein Else & Leutnant Gustl“, die im vergangenen Juli in der Lobby des Fünf-Sterne-Hotels „Le Place d’Armes“ sowie in der nächtlichen Hauptstadt aufgeführt wurde, entsprach ihrer Auffassung des „modernen“ Theaters.
In Arthur Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“ verkörpert Larisa Faber eine 19-Jährige, die mit ihrer Tante und einem Cousin in einem italienischen Kurort Urlaub macht und plötzlich ein Telegramm von ihrer Mutter erhält, die ihr mitteilt, dass der Vater ins Gefängnis muss, wenn er einem Gläubiger nicht innerhalb von zwei Tagen eine stattliche Summe Geld zurückzahlen kann. Die Mama bittet die Tochter, den befreundeten Herrn von Dorsday, der zufälligerweise im gleichen Hotel wohnt, um Hilfe zu bitten. Der ältere Lebemann ist dazu sogar bereit, allerdings unter einer Bedingung: Else soll sich ihm nackt zeigen.