Das Event feierte 2019 seinen zehnten Geburtstag. Geboren wurde es aus der Idee einiger Oldtimerbesitzer heraus, ein Treffen mit Orientierungsrallye im schicken Knocke-Heist an der belgischen Atlantikküste zu organisieren. Es entwickelte sich schnell zu einem High Society-Happening. Während vier Tagen herrscht Ausnahmezustand im Städtchen. An zwei Tagen findet eine Oldtimerrallye statt, für die Ehrgeizigen als Gleichmäßigkeitsfahrt, für die Genießer als lediglich ein Ausflug in die nicht sehr abwechslungsreiche Umgebung. Denn nicht nur Holland ist flach! Dann findet ein „Concours d’élégance“ statt sowie eine Versteigerung von seltenen und begehrten Autos unter der Regie des bekannten Auktionshauses Bonhams. 2019 kamen hier Autos für knapp elf Millionen Euro unter den Hammer. Den ersten Platz belegte ein 1965er Ferrari GTB für 2.875.000 Euro, gefolgt von einem Ferrari Enzo von 2004 für 1.506.500 Euro. Bronze ging an einen 1957er Mercedes-Benz 300 SL Roadster für 1.035.000 Euro. Nichts für den kleinen Geldbeutel.
Als Abschluss gibt es am Sonntag eine Ausfahrt reserviert für Supercars, vom Schlage eines Lamborghini Huracán, McLaren 720S, Noble M600, Ferrari 488 Pista, Bugatti Veyron. Alles was der Sohn in seinem Supercar-Quartett findet, war vertreten. Da wirkte ein Porsche 911 GT3 RS schon fast wie Hausmannskost, auch wenn sie im Viererpack aufgetreten sind. Zur Belustigung des Publikums gab es auf abgesperrten Teilen der Strecke zwei gestoppte Slaloms und einen Sprint. Grollende Motoren, qualmende Reifen, und die Menge johlt!
Aber zurück zum Vergleich E gegen F. Für den Samstag stellte man ein 1961er E-Type S1 Cabrio zur Verfügung, 3,8-Liter-Reihensechszylinder mit dreifachen SU-Vergaser, 1.265 kg, 265 PS, 325 Nm, in 6,4 Sekunden von null auf hundert km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 241 km/h. Mit diesem „Jag“ nahmen wir an der 250 km langen Genießer-Rallye teil. Am Sonntag stand der Nachfolger da, ganz bescheiden in der geschlossenen SVR-Ausgabe mit Fünfliter-V8-Kompressormotor, der bei einem Gewicht von 1.597 kg immerhin 575 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment mobilisiert. In 3,5 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h, das Top-Speed liegt bei 332 km/h. Hiermit ging es auf einen 150 km langen Ausflug, mit den oben genannten Spielchen. Eigentlich sollte man gar nicht erst versuchen Birnen mit Äpfeln zu vergleichen und doch: Der E-Type ist 58 Jahre alt und kein bisschen heiser, außer man profitiert vom gesamten Drehzahlband. Der 1948 entwickelte Sechszylinder kann von bis, im dritten Gang ist fast alles möglich, vom gemächlichen Dahingleiten und die Natur genießen oder dank Hinterradantrieb fauchend um die Ecken driften, was bei der gewählten Strecke im Nieselregen durch teils schlammbedeckte Feldwege ohne Servolenkung in körperliche Arbeit ausartete. Das Fahrwerk ist erstaunlich komfortabel und dennoch sportlich – 60er-Jahre sportlich.
Der Jaguar E-Type hatte von Anfang an Scheibenbremsen rundum, die prinzipiell sehr gut funktionieren. Bei diesem Exemplar hatten die sehr netten Mechaniker von Jaguar Classic Cars aber leider Rennbremsbeläge verbaut, was bei Nässe, kühlen Temperaturen um die 15 Grad und Landstraßentempo, beim Fahrer zu Muffenausen führen kann. Schon damals verfügte der Jaguar über einen Startknopf, ein bisschen Rennflair, wäre die Elektrik nicht von Lucas, dem berüchtigten „Prince of Darkness“ gewesen, der feuchtes Wetter gar nicht mag. Bei Pausen gilt: Motor einfach laufen lassen. Neben dem Startknopf gibt es noch vier Kippschalter für Wischer, Fernlicht und Heizgebläse, schön überschaubar, es waren einfachere Zeiten. Am Ende des Tages steigt man aus den kopfstützlosen Zwergrennsitzen und fühlt sich erstaunlich wohl, 250 km oben ohne bei leichtem Regen. Der etwas über 2 Meter große Kopilot nickt dankend, wäre da nicht das Ziehen in den Wangen wegen dem Dauergrinsen.