Als Blumeninsel und Ferienziel für eher ältere Semester bekannt, ist Madeira dabei sich ein anders Image zu geben. Kurzporträt nach einem Kurzaufenthalt.
Madeira vor ein paar Tagen: Das Wetter ist herrlich. Sogar am späten Nachmittag herrschen noch angenehme 24°C. Beim Abflug in Luxemburg hingegen ist es trüb und regnerisch gewesen. Der Flug von knapp vier Stunden vergeht tatsächlich wie im Fluge. Nur die Landung auf dem kleinen Flughafen in Funchal ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die verlängerte Landebahn, von der ein Teil auf einer Brückenkonstruktion mit 180 Betonpfeilern ruht, darf nur von Piloten mit spezieller Einweisung angeflogen werden. Mit etwas mehr als 110.000 Einwohnern ist die Hauptstadt Madeiras recht überschaubar. Zumal sie nahezu vollständig in einem Hang liegt. Was einen sofort erwartet: mediterranes Lebensgefühl, gepaart mit Kolonialstil, und vor allem faszinierende Landschaften. Wie die abwechslungsreiche Fahrt im Minibus zum Hotel beweist.
Reiseleiterin Ruth gibt derweil fleißig Einblicke in die Geschichte der Insel. Der Name stammt vom portugiesischen Wort „madeira“, die Bezeichnung für Holz. Wer Madeira sagt, denkt allerdings sogleich an den gleichnamigen Wein. Jenen Artikel also, den wohl jeder Tourist im Reisegepäck mit nach Hause nimmt. Den weltbekannten Madeirawein gibt es in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen: von trocken (Sercial) über halbtrocken (Verdelho) bis hin zu halbsüß (Boal) und süß (Malvasia). Auf Madeira erblickte auch der derzeit berühmteste Fußballer des Planeten das Licht der Welt: CR7 oder Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, wie er mit bürgerlichem Namen heißt. In jedem Souvenirladen hängen T-Shirts mit seinem Konterfei. In schöner Regelmäßigkeit besuche er immer noch seine Heimat, erzählt Ruth. Verändert habe er sich nur wenig. Er sei immer noch der gleiche geblieben, wie einst, als er das Fußballer-ABC bei Nacional Funchal lernte.
Was einen sofort erwartet: mediterranes Lebensgefühl, gepaart mit Kolonialstil, und vor allem faszinierende Landschaften.
Das Reid’s Palace, in dem wir absteigen, gehört zur Kategorie „The Leading Hotels of the World“. Es ist ein prachtvolles Gebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts von einem Schotten errichtet wurde, der auf der Insel ein Vermögen damit verdiente, dass er kleine Wohnungen an die ersten Touristen vermietete. Die Briten sind die ersten gewesen, die Madeira eroberten, um es mal so zu formulieren. Wegen des guten Wetters wurden die Leute dorthin zur Kur geschickt. Auf der Insel, deren Fläche ein Drittel von Luxemburg beträgt, herrschten denn auch ganzjährig gute Bedingungen. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt zwischen 19 Grad im Januar und 26 Grad im August sowie September. Das Klima ist mild, sehr mild sogar. Hinzu kommt die frische Seeluft. Ideale Kur-Bedingungen eben.
Zurück zum Reid’s Palace, in dem neben dem halben europäischen Gotha einst auch der zigarrenqualmende Winston Churchill residierte. Es ist die Sorte Hotel, wo einem der Kellner morgens den Stuhl beim Frühstückstisch zurechtrückt, der O-Saft frisch gepresst ist und das „Buffet Menu d’oeufs“ fast so lang ist wie die gesamte Speisekarte in anderen Hotels. Das Reid’s mag zwar eines der Aushängeschilder Madeiras sein, doch insgesamt verfügt die Insel über viele erstklassige Hotelanlagen. Die jährlich über eine Million Touristen, davon etwa 2.000 aus Luxemburg, wissen das längst zu schätzen. Unnütz zu erwähnen, dass der Tourismus der Hauptwirtschaftszweig der Insel schlechthin ist. Während die Branche dabei ist, sich von den Krisenjahren zu erholen, ist Madeira dabei, sich ein neues Image zu geben. Weg von der Blumeninsel, wo Mama und Papa – meine waren im Übrigen vor etlichen Jahren auch mal da – hin zu einem Reiseziel, das auch mehr und mehr eine jüngere Klientel anspricht.