Auch wenn es wehtut: Der sogenannte Weihnachtsstress ist hausgemacht. Und wird durch gutmeinende Medien angefacht, eben der Medien, die gute Ratschläge veröffentlichen und zur Achtsamkeit mahnen und drei Seiten weiter alle Welt kirre machen mit den leckersten Weihnachtsrezepten der Sterneköche, den schönsten Dekorationen, die kein Innenarchitekt besser hinbekommt, dem elegantesten Outfit der angesagten Designer. Und natürlich den ausgefallensten Geschenkideen, bei denen für jeden etwas dabei ist. Denn Schenken muss sein!
Um ein entspanntes Weihnachtsfest zu erleben, muss man doch nur die einzige wichtige Frage beantworten: Wie möchte ich meine Weihnachtstage verbringen? Die Antwort kann einfach sein, vorausgesetzt, Sie lassen es zu, sich diese Frage überhaupt zu stellen. Wenn Sie keine Lust auf zig Termine mit mehreren Familien haben, dann verzichten Sie eben darauf. Man kann auch an anderen Tagen, in anderen Monaten eine schöne Familienfeier planen. Und Sie müssen auch nicht jedem etwas schenken oder den ganzen Tag essen, trinken und am Tisch sitzen. Warum auch? Weil es andere von einem erwarten? Weil es immer schon so war? Weil es eben so ist? Müssen Sie auch zu Weihnachten wirklich Ihre Pflicht erfüllen?
Nichts leichter als das, sagen Sie jetzt zynisch. Genau, sagt die Besserwisserin. Probieren Sie es aus! Am Anfang hilft es, mit den anderen zu reden. Vielleicht geht es denen ja genauso, nur hat sich bislang keiner getraut es anzusprechen. Vielleicht sind alle anderen froh, wenn es endlich einer mal raushaut. Vielleicht wollte einer schon immer mal in die Karibik fahren, ins Kloster gehen oder die Feiertage am Nordseestrand verbringen. Und vielleicht entdecken Sie ganz neue Seiten an sich. Oder Sie stellen fest, dass es doch das Beste ist so zu feiern, wie Sie es immer schon getan haben.
Die schönsten Weihnachtstage, die ich erlebt haben, waren immer die, wenn ich mit meiner Familie Skifahren war. Zu Weihnachten sind die Pisten leer und die Menschen, die man trifft, überwiegend gut gelaunt. Tagsüber also rauf auf die Piste, abends ein kleines Essen mit anschließender Bescherung. Mit Weihnachtsbaum, Gedichten, Liedern und Geschenken. Und dann am nächsten Tag wieder auf die Piste, frische Bergluft atmen und abends müde und glücklich in einen tiefen und entspannten Schlaf fallen. Keine Völlerei, kein Gelage, keine Streitereien. Nach ein paar Jahren hatten sich auch die Familien daran gewöhnt, uns zu Weihnachten nicht zu Gesicht bekommen. Was will man mehr?
Sicherlich wird es auch andere Zeiten geben. Wenn unsere Kinder eigene Pläne haben und ohne uns feiern wollen. Dann werden wir alleine bleiben, zu zweit, jeder für sich. Oder mit Freunden feiern und den Rest der Heiligen Nacht im Club verbringen, so wie wir es früher im Studium taten. Oder verreisen. Oder irgendetwas anderes tun? Hauptsache das, worauf wir Lust haben. Denn gerade zu Weihnachten sollte man es sich doch so schön machen wie möglich. Es ist schließlich die einzige Zeit im Jahr, in der alles andere irgendwie stillsteht.
Das Schlimmste an Weihnachten ist doch, dass es irgendwann vorbei ist, oder? Dass dann ausgerechnet aber gleich noch ins neue Jahr gefeiert werden muss, ist ein echter Haken. Aber auch ein anderes Thema. Frohe Weihnachten! Lassen Sie es sich gutgehen!