Vera Hoffmann schielt mit einem Auge auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr. Doch wer ist die vielversprechende Luxemburger Mittelstrecken-Läuferin eigentlich?
„Die meisten Läufer führen viele Selbstgespräche“, erklärt Vera Hoffmann bei unserem Gespräch nahe dem Leichtathletik- und Fußballstadion in Diekirch. Über genau diese Selbstgespräche hat die 23-Järhige Anfang dieses Jahres ihre Bachelorarbeit geschrieben. Und mit dieser hat sich die Tochter einer deutschen Mutter und eines luxemburgischen Vaters den Abschluss im Studiengang „Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie“ an der Sporthochschule in Köln gesichert. Jetzt, mit dem Bachelor in der Tasche, wollte sie eigentlich ein ganzes Jahr den Fokus auf die sportliche Karriere legen. Dabei machte ihr das Virus einen Strich durch die Rechnung. Mit Corona kamen die Absagen der Wettbewerbe und Veranstaltungen.
„Meine ganze Familie war schon immer sehr sportlich“, setzt die Mittelstrecken-Läuferin zum Erklärungsversuch an, „dazu waren meine beiden älteren Geschwister hier im Celtic (Leichtathletikverein) in Diekirch.“ Ob es nun daran lag, dass sie unbedingt ihre Geschwister nachahmen wollte, oder ob es einen anderen Grund gab, weiß sie nicht mehr so genau. Unabhängig vom Grund, Tatsache ist, mit rund sieben Jahren entschied Vera Hoffman sich für die Leichtathletik. „Gerade, weil die Leichtathletik so viele verschiedene Aspekte kombiniert, wird einem nicht langweilig“, umschreibt Vera den Grund, wieso sie nie den Drang verspürt hat, etwas anderes zu probieren. Lediglich ein kurzes Intermezzo im Volleyballteam steht dem entgegen. „Ich spiele auch heute noch gerne Volleyball, bin allerdings einfach nicht so gut, deswegen habe ich das im Verein dann irgendwann bleiben lassen.“
Mit rund sieben Jahren entschied Vera Hoffmann sich für die Leichtathletik.
Der Grund hinter ihrer kurzfristigen zweigleisigen sportlichen Betätigung war allerdings weniger, dass ihr etwas in der Leichtathletik fehlte: „Es waren einfach ein paar Freundinnen, die Volleyball gespielt haben und da wollte ich dann auch mal vorbeischauen.“ Ihren Freundeskreis thematisiert die offene junge Frau dann etwas später im Gespräch nochmals ausführlich. „Durch die Ambitionen im Sport lebt man sein Leben natürlich etwas anders als der normale Student oder Jugendliche“, leitet Vera ihren so herzlich genannten „Omi-Lebensstil“ ein. Um zehn Uhr ins Bett gehen, damit man am Folgetag fit sei, stünde da eben auch schon mal an der Tagesordnung. Dies führe auch dazu, dass man bei dem üblichen Feiern nicht im normalen Maße teilnehmen kann. „Meine Freunde haben das allerdings immer verstanden und es gab nie irgendwelche Probleme deswegen“, beschreibt Vera Hoffmann ihr „Glück“, die richtigen Freunde an ihrer Seite zu haben.
Mit zwölf Jahren stand ihre sportliche Zukunft an einer wegweisenden Kreuzung. „Mit dem Abschluss der Grundschule ging auch ein Wechsel in der Leichtathletik einher“, beschreibt Vera die damalige Ausgangssituation. Dabei ging es darum aus dem großen Pool der Leichtathletik ein Feld zu wählen, welches einem am ehesten liegt. „Ich habe mich eigentlich von Anfang an am besten im Laufen der Mitteldistanzen gefühlt“, begründet die heutige Luxemburger Rekordhalterin über 3.000 Meter ihre Entscheidung. Dass sie ihr Potenzial nicht überschätzt hat, ist relativ einfach aus ihren Zeiten herauszulesen. Die 800 Meter läuft die Luxemburgerin nämlich in einer Zeit von 2:05,96. In der Zeit schafft der durchschnittliche revue-Praktikant nicht einmal den Gang zur Kaffee-Maschine und wieder zurück.
Das eigene Potenzial zu erkennen ist wichtig. Sich auf das Potenzial zu verlassen wäre allerdings fatal. So trainiert die 23-Jährige zum aktuellen Zeitpunkt ganze zwölf Mal die Woche. Nein, das ist kein Schreibfehler. „Das hängt natürlich auch davon ab, in welcher Phase einer Saison man sich befindet. Wenn wir mitten in den Wettbewerben sind, schrauben wir das Trainingspensum natürlich auch wieder etwas nach unten“, so die sympathische junge Frau. „Von Tempodauerläufen über Bergläufe bis hin zu Stabilisationstraining ist da alles dabei.“ Bei so manch einem dürfte der reine Gedanke an dieses Training den nächsten Muskelkater hervorrufen. Mit körperlichen Beschwerden hatte Vera „zum Glück“ noch nicht so oft zu kämpfen. „Neben einem Ermüdungsbruch vor einigen Jahren war noch nichts Größeres dabei“, erklärt sie erleichtert und hofft, dass dies so bleibt.